Ich hab ein kleines Problem, sagte der Bär
Von Heinz Janisch
„Ich hab ein kleines Problem“, sagte der Bär. „Darf
ich kurz…“
„Aber natürlich! Hallo und willkommen!“ rief der
Erfinder. „Ich weiß genau, was dir fehlt. Ein schwerer Bär wie du, der braucht
etwas, um sich leicht zu fühlen. Und da sind sie auch schon! „Er holte ein paar
Flügel aus seiner Werkstatt und schnallte sie dem Bären um.
„Hmm“, sagte der
Bär nach einer Weile.
Dann trottete er weiter.
„Ich hab ein Problem“, sagte der Bär. „Darf ich…“
„Nur herein, nur herein!“ rief der Schneider. „Die
Flügel haben wir schon, sehr modisch, sehr schick. Da fehlt nur noch der
passende Schal.“ Schwungvoll wickelte er dem Bären einen langen Schal um den
Hals.
„Hmm“, sagte der Bär nach einer Weile.
Dann trottete er weiter.
„Ich hab ein Problem“, sagte der Bär. „Darf
ich…“
„Was für ein Kopf! Nun seht euch einmal diesen
Kopf an!“ rief der Hutmacher und rannte aufgeregt in seiner Werkstatt auf und
ab. „Ich weiß genau, was du suchst! Sag kein Wort! Ich hab da etwas – wie für
dich gemacht!“ Er holte einen Hut aus dem Regal, der aussah wie eine Krone, und
drückte ihm dem Bären auf dem Kopf. „Hmm“, sagte der Bär nach einer Weile.
Dann
trottete er weiter.
„Ich hab ein Problem“, sagte der Bär. „Darf
ich…“
„Aber das sieht man doch auf den ersten Blick,
was dir fehlt, guter Freund!“, rief der Arzt. „Du nimmst die bunte Medizin und
in drei Tagen hast du die schönsten roten Wangen, die man nur haben kann.“ Er
steckte dem Bären drei bunte Tabletten in den Mund und gab ihm noch eine
riesige Schachtel zum Mitnehmen.
„Hmm“, sagte der Bär nach einer Weile.
Dann
trottete er weiter.
„Ich hab
ein Problem“, sagte der Bär. „Darf ich…“
„Kein Wort zu viel, mein Freund der Straße“,
sagte der Straßenhändler. „Ich weiß, was es heißt, unterwegs zu sein, ruhelos,
von Ort zu Ort. Heute hier, morgen dort. Da hilft nu eines: Man muss sich um
sein Glück kümmern, und wie könnte man das besser tun als mit diesem
einzigartigen, wunderbaren Glücksbringer!“ Er legte dem Bären eine Kette mit
einem großen, schweren Anhänger um den Hals.
„Hmm“, sagte der Bär nach einer
Weile.
Dann trottete er weiter.
„Ich hab
ein Problem“, sagte der Bär. „Darf ich…“
„Nur keine Scheu! Nur keine falsche
Bescheidenheit! Die richtige Brille, die gibt´s nur bei mir!“, rief die Frau
mit den vielen Brillen und schon hatte der Bär eine rote Brille auf der Nase.
„Hmm“,
sagte der Bär nach einer Weile.
Dann trottete er weiter.
„Ich hab
ein Problem“, sagte der Bär. „Darf ich dich…“
„Aber da wollen wir doch gar nicht lange herum
reden! Geschäft hin oder her. Bei Freunden überlege ich nicht lange. Freunde
sind die besten Kunden. Die muss man verwöhnen!“, sagte die Frau, die vor dem
Geschäft stand. Sie ging hinein und holte einen goldgelben Topf. „Lufthonig!
Gewonnen aus der allerbesten Wiesenluft! Eine Neuheit! Eine Sensation! Davon
muss man gekostet haben!“ Sie gab dem Bären einen Topf und verschwand im
Geschäft.
„Hmm“, sagte der Bär nach einer Weile.
Dann trottete er weiter.
„Ich hab
ein Problem“, sagte der Bär. „Darf ich…“
„Ich hätte ja meinen Beruf verfehlt, wenn ich
nicht auf einen Blick wüsste, was dir fehlt!“, sagte die Frau, die einen Turm
vom Schachteln trug. „Ich wusste sofort, was du brauchst.“ Sie zog ein Paar
Stiefel aus einer Schachtel. „Hier sind die besten Bärenstiefel, die es derzeit
gibt. Richtige Bären brauchen Bärenstiefel!“
„Hmm“, sagte der Bär nach einer
Weile.
Dann trottete er weiter.
Auf einen kleinen Hügel blieb der Bär stehen. Er
schaute lange auf die Wiesen und Felder und auf die Hügel der Stadt. Er war
müde.
Der Bär schnallte seine Flügel ab.
Er nahm den Hut vom Kopf und die
Brille von der Nase.
Er legte seinen Schal weg und auch die Kette mit dem
Glücksbringer.
Er zog seine Bärenstiefel aus.
Er stellte das Glas mit dem
Lufthonig zur Seite und auch die Schachtel mit der bunten Medizin.
Dann seufzte
er.
„Was ist los mit dir?“, fragte eine leise Stimme
neben ihm. Eine Fliege saß auf einem Grashalm und schaute ihn neugierig an. „Ach,
ich will gar nicht damit anfangen“, sagte der Bär. „Es will mir ja doch keiner
zuhören.“ „Ich bin da und höre dir zu“, sagte die Fliege.
„Worum geht es denn?“
„Ich habe ein kleines Problem“, sagte der Bär.
„Ich fürchte mich im Dunkeln, so ganz allein in
meiner Höhle. Und ich kenne wie und breit niemanden, der bei mir in der Höhle
schlafen möchte. Ich hab den ganzen Tag lang Angst vor der Nacht.“
„Das ist tatsächlich ein Problem“, sagte die
Fliege. „Aber ich weiß, wie wir es lösen können. Ich suche nämlich gerde
zufällig einen Platz zum Bleiben. Und Bärenhöhle – das klingt ja richtig
gemütlich. Also – ich bin dabei! Was hältst du davon?“
„Hmm“, sagte der Bär nach einer Weile.
„Ich
fühle mich schon besser.
Einfach weil du da bist.“
Die Fliege setzte sich auf die linke Schulter
des Bären und machte es sich dort gemütlich. Und dann trotteten sie los.
Ich wünsche euch das ihr nie das Gefühl von
Hilflosigkeit und Ratlosigkeit habt. Und das ihr immer auf eure Freunde zählen
könnt! Freunde und Familie sind das Wichtigste im Leben!
Fröhliche Weihnachten!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für dein Kommentar... dickydackel