Was geschieht bei einer Lungentransplantation?
Der Begriff Lungentransplantation kommt aus dem Lateinischen
und bedeutet Verpflanzung. Bei der Lungentransplantation erhält der Empfänger
eine gesunde Lunge von einem verstorbenen Spender.
Bei Mukoviszidose wird meist eine doppelseitige
Transplantation beider Lungenflügel durchgeführt.
Dabei werden im Grunde
genommen nacheinander zwei Operationen durchgeführt: der rechte Lungenflügel
des Spenders wird in die rechte Brusthälfte des Empfängers eingesetzt und der
entsprechende Prozess auf der linken Seite wiederholt.
Die Lungentransplantation wird heute nicht mehr als
experimentelle Medizin angesehen. Die erste Lungentransplantation in
Deutschland wurde 1987 durchgeführt.
Weltweit wurden bei Mukoviszidosekranken etwa 6.700
Transplantationen registriert, davon 5.700 bei Erwachsenen und 1.000 bei
Kindern.
Welche Aussichten bieten sich durch eine
Lungentransplantation?
Mit der Lungentransplantation wird die Mukoviszidose nicht
geheilt. Nach der Operation erreichen die meisten Patienten jedoch eine viel
bessere körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Sie bekommen problemlos
Luft, fühlen sich fitter und nehmen an Gewicht zu. Sie können wieder Dinge tun,
die ihnen in den Jahren vor der Transplantation nicht mehr möglich waren.
Die medizinischen Ergebnisse der Lungentransplantation
werden in Patientenregistern dokumentiert. Sie zeigen für Erwachsene, dass die
Transplantation das Leben verlängert.
Die Internationale Herz- und
Lungen-Transplantations-Gesellschaft (ISHLT) gibt jedes Jahr aktuelle
Statistiken zum Überleben heraus. Daraus ergibt sich für 2012, dass 7,5 Jahre
nach dem Eingriff noch mehr als 50% der mukoviszidosekranken Erwachsenen am
Leben sind. Die Langzeiterfolge sind günstiger bei den aktuelleren, seit 2004
durchgeführten Transplantationen.
Lungentransplantation im Kindes- und Jugendalter stellen
aber besondere Anforderungen an das Krankenhausteam und die Familie.
Wie groß ist das Risiko der Operation?
Während und nach der Operation können ernste Komplikationen
auftreten. In seltenen Fällen kommt es vor, dass die verpflanzte Lunge nicht
genügend gut durchblutet wird und daher nicht ausreichend funktioniert (primäre
Transplantatdysfunktion).
An den Nahtstellen in den Bronchien zwischen
körpereigenem und Spenderlunge können sich Verengungen ausbilden. Auch akute
Abstoßungen kommen vor, wenn die Immunabwehr des Empfängers das neue Organ „ablehnt“.
Die ersten drei Monate nach der Transplantation sind mit den
größten Risiken behaftet. Hier rechnet man mit einer Sterblichkeit von bis zu
15%.
Wer kommt für einen Lungentransplantion in Frage?
Voraussetzung für eine Transplantation ist eine schwere
Lungenerkrankung und eine sehr geringe Überlebensprognose ohne Operation. Die meisten
Betroffen können keine Treppen mehr steigen (weniger als eine Etage) und
benötigen zusätzlich Sauerstoff beim Atmen.
Ob eine Lungentransplantion für einen Patienten in Frage
kommt, entscheiden die Ärzte aus dem Gesamtbild der Situation des Betroffenen
und mit Hilfe verschiedener Testergebnisse.
Typische medizinische Resultate sind eine stark eingeschränkte
Einsekundenkapazität (FEV1 unter 30% des Sollwertes), eine Wegstrecke von unter
400 m im 6-Minuten-Gehtest oder ein erhöhter Blutdruck im Lungenkreislauf. Als
Kriterien gelten auch häufige Krankenhausaufenthaltes, starke Untergewicht oder
ein besonders schnelles Fortschreiten der Lungenkrankheit. Starker anhaltender
Bluthusten (Hämoptysen) und ein persistierender Lungenkollaps (Pneumothorax)
können zusätzlich ein Grund für einen rasche Listung zur Lungentransplantation
darstellen.
Einige wenige Gründe verbieten von vornherein die Aufnahme
auf die Warteliste. Beispielsweise sind Personen, die mit Burkholderia
cenocepacia-Bakterien besiedelt sind, in den meisten Zentren von der Operation
ausgeschlossen, weil sie von dem Eingriff nicht profitieren: Diese bakterielle
Infektion kann nach der Transplantation durch die notwendigen Immunsuppression
außer Kontrolle geraten und rasch zum Tod führen. Neben solchen absoluten oder
kategorischen Ausschlusskriterien gibt es auch relative Kriterien, die erst bei
Berücksichtigung des Gesamtbildes endgültig bewertet werden können. Hierzu
zählen schwerwiegende Versäumnisse bei der bisherigen Therapieumsetzung, Rauchen,
Drogenmissbrauch, unbehandelte psychiatrische Erkrankungen oder eine
Alkoholproblematik, also Kriterien, die viel mit der Verlässlichkeit des
Patienten zu tun haben. Dies ist verständlich in Anbetracht des großen Mangels
an Spenderorganen sowie angesichts dessen, dass der Spender mit der
Bereitschaft zur Organspende ein bedeutsames Opfer gebracht hat.
Zu den relativen Ablehnungskriterien gehört in machen
Zentren auch, wenn der Patient keinen nennenswerten familiären Rückhalt hat.
Dies macht deutlich, wie groß die Herausforderung einer Organtransplantation
ist und wie wichtig die Unterstützung durch Freunde und Verwandte ist.
Wann ist der beste Zeitpunkt zur Anmeldung am Transplantationszentrum?
Es wäre schön, wenn es für eine so wichtige Frage wie den
richtigen Zeitpunkt zur Anmeldung einen einfachen und objektiven medizinischen „Test“
gäbe. Tatsächlich aber ergibt sich diese Entscheidung aus dem Gesamtbild, das
durch medizinische und persönliche Aspekte, aber auch vom Krankheitsverlauf
bestimmt wird. Da in der Regel einen Wartezeit von Monaten oder Jahren
bevorsteht, sollte man nicht „zu krank“ sein, wenn man sich zum ersten Mal am
Transplantationszentrum vorstellt. Andererseits werden „zu gesunde“ Patienten
nicht auf die Warteliste aufgenommen.
Die Anregung zur Anmeldung am Transplantationszentrum kommt
oft vom eigenen betreuenden Mukoviszidose-Arzt, dem diese Sicht auf das
Gesamtbild vielleicht am ehesten möglich ist. Der Vorschlag zur Vorstellung an
einem Transplantationszentrum kommt für manche Patienten dennoch überraschend
und sie brauchen dann noch lange Zeit, bis sie innerlich bereit sind, sich am
Zentrum untersuchen zu lassen. Dieser Entscheidungsprozess ist schwierig und
bedarf einer sorgfältigen Abwägung der Vor- und Nachteile aus persönlicher
Sicht.
Was geschieht bei der Erstvorstellung am Transplantationszentrum?
Die Erstvorstellung erfolgt in der Regel ambulant. Jedes Transplantationszentrum in Deutschland
hat dabei seinen eigenen Vorgehensweisen.
Für die Evaluation wird man von Spezialisten untersucht und
lernt meinst einen Internisten und einen Transplantationschirurgen kennen. Die
Experten informieren den Betroffenen ausführlich über den Eingriff und seine
Folgen. Zusätzlich führen sie
vorbereitende Untersuchungen durch, um die medizinische Dringlichkeit der
Operation zu erfassen.
Damit später ein möglichst gut passendes Organ gefunden
wird, werden Blutgruppe und Gewebeeigenschaften identifiziert und die
erforderliche Größe der Lunge bestimmt.
Wo erfolgt die Operation?
Der Eingriff erfolgt in der Regel an dem Zentrum, an dem man
sich auch vorgestellt hat. In Deutschland werden derzeit an 14 Zentren Lungen
transplantiert (Stand 2012). Manche Kliniken führen jedes Jahr viele, andere
nur wenige Operationen durch.
Im Jahr 2008 erhielten in Deutschland insgesamt
337 Patienten mit unterschiedlichen Grunderkrankungen einen neue Lunge. Davon
erfolgten 39% der Eingriffe in Hannover (MHH), 17% in München-Großhadern,
8& in Berlin (Deutsches Herzzentrum), 7% in Homburg-Saar und 6% in Leipzig;
die übrigen 33% verteilten sich auf die restlichen 10 Zentren.
Zwar gibt es Daten, die zeigen, dass die
Transplantationserfolge mit der Dauer der Erfahrung am Zentrum besser werden,
aber für die Frage, wo man sich anmelden und transplantieren lassen möchte,
kann die Erfahrung eines Zentrums nicht das einzige Kriterium sein. Die
Entfernung zum Wohnort spielt sicher auch einen wichtige Rolle, sowohl im
Hinblick auf die eigenen Fahrten als auch im Hinblick auf die spätere
Unterstützung durch Freunde und Verwandte.
Wie kommt man auf die Warteliste?
Voraussetzung ist die abgeschlossene Entscheidungsfindung
des Betroffenen, also sein „Ja“ zur Transplantation. Dazu sind häufig mehrere
Gesprächstermine mit dem vertrauten Mukoviszidose-Arzt oder auch am
Transplantationszentrum erforderlich.
Außerdem müssen die Ärzte die Empfehlung zur
Lungentransplantion ausgesprochen haben, nachdem sie das Gesamtbild aller
Befunde und Testergebnisse bewertet haben.
Sobald die Entscheidung getroffen ist, meldet das Zentrum
die Daten des Patienten an die europäische Zentrale Eurotransplant in der belgischen Stadt Leiden. Von dort aus
wird die Verteilung von Spenderlungen organisiert.
Bei Eurotransplant warteten Ende 2011 rund 1.000 Personen
mit unterschiedlichen Lungenerkrankungen auf einen neue Lunge, während im
selben Jahr nur gut 600 Transplantationen erfolgten. Die mittlere Wartezeit bis
zur Operation betrug 6 Monate. In 2011 verstarben 148 Patienten auf der
Warteliste.
Wie lange muss man auf das neue Organ warten?
Da man bei der Transplantation darauf angewiesen ist, dass
ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht, kann der Zeitpunkt der
Operation nicht im Voraus geplant werden. Für die Wartezeit können daher nur
Durchschnittswerte angegeben werden. Die Zeit auf der Warteliste ist also einen
Zeit der Ungewissheit.
Nicht nur Blutgruppe und Gewebeeigenschaften beeinflussen
die Wartezeit, sonder auch die Körperstatur: so stehen für kleine, junge Frauen
seltener passende Spenderlungen zur Verfügung als für Minderjährige oder für
mittelgroße Männer.
Was geschieht während der Wartezeit?
Die Wartezeit sollte man dazu nutzen, sich optimal auf die
Operation vorzubereiten. Damit kann man seinen Aussichten auf einen guten
Erfolg steigern.
Zunächst sollten alle Möglichkeiten der medikamentösen
Behandlung ausgeschöpft werden. Ärzte empfehlen zusätzlich ein regelmäßiges
körperliches Training, das der Leistungsfähigkeit des Betroffenen angepasst
ist. Die Erhaltung oder gar Steigerung der körperlichen Fitness trotz weit
fortgeschrittener Lungenerkrankung kann nicht stark genug betont werden. Dazu
gehört auch, sich so gut wie möglich zu ernähren und ein zufrieden stellendes
Körpergewicht zu erreichen. Auch fehlende Impfungen sollte man nachholen.
Manche Patienten können es nach der Transplantation kaum fassen, dass sie zwar
wieder gut Luft bekommen, aber die Körperkraft durch den gravierenden
Muskelabbau und die körperliche Auszehrung nur in ganz kleinen Schritten
wiederkehrt.
Die Wartezeit ist einen ergebnisoffene existenzielle
Belastungsprobe. Daher ist es in keiner Weise verwunderlich, wenn in dieser
ungewissen Zeit des Wartens manchmal „die Nerven blank“ liegen oder auch
Gedanken darum kreisen, das „rettende Ufer“ womöglich gar nicht zu erreichen.
Es bedeutet gewissermaßen einen „inneren Spagat“ sich einerseits auf die
rettende Operation vorzubereiten und sich andererseits mit dem möglichen
Lebensende auseinander zu setzen. Dies Auseinandersetzung ist aber vollkommen
verständlich und sie ist angemessen! Man sollte sie nicht mit dem Appell zu „positivem
Denken“ behindern oder mit dem Hinweis im Keim ersticken, dass sich „schlechte
Gedanken“ womöglich dann auch bewahrheiten.
Während der Wartezeit stellt man sich regelmäßig im
Transplantationszentrum zu Kontrolluntersuchungen vor. Außerdem muss man immer
telefonisch erreichbar sein und sicherstellen, sofort die Reise in die Klinik
antreten zu können, wenn der Anruf aus dem Transplantationszentrum kommt.
Wer kommt als Spender in Frage?
Spender sind verstorbene Personen, die beispielsweise bei
einem Unfall ums Leben gekommen sind. Sie haben sich entweder selbst zu
Lebzeiten als Spender erklärt, z.B. mit einem Organspendeausweis, oder ihre
Angehörigen haben der Organentnahme zugestimmt. Das Durchschnittsalter der
Lungenspender liebt bei 40 bis 45 Jahren.
Das neue Organ sollte möglichst gesund sein, so dass die Ärzte
die Qualität der Spenderlunge sorgfältig prüfen.
Insgesamt besteht in Deutschland ein Mangel an geeigneten
Spenderlungen. Aus diesem Grund ist ein Verfahren zur Verbesserung der
Spenderorgane etabliert worden, das sog. EVLP (Ex vivo lung perfusion). Dabei
wird die Spenderlunge mit einer speziellen Lösung durchspült.
Nach welchen Gesichtspunkten werden die Spenderorgane
verteilt?
Eurotransplant in Leiden vermittelt die Organe zwischen
Spender und Empfänger. Diese Organisation arbeitet für Deutschland, Österreich,
Belgien, Kroatien, Holland, Luxemburg und Slowenien, eine Region mit 124
Millionen Einwohnern, Ärzte von Eurotransplant haben die Aufgabe, für neu
angebotene Spenderorgane einen passenden Empfänger zu finden.
Ein spezieller
Katalog von Kriterien zielt darauf ab, wartende Patienten auf gerechte Weise zu
berücksichtigen und eine optimale Verträglichkeit zwischen Empfänger und
Spenderorgan zu erreichen. Eurotransplant-Mitarbeiter treffen eine Vorauswahl
und nehmen dann mit dem Transplantationszentrum Kontakt auf, bei dem der
passende Patient angemeldet ist
.
Das Verfahren ist standardisiert und transparent. Eigene
Vorlieben des Patienten, z.B. nur die Lunge einer Frau transplantiert zu
bekommen, können nicht berücksichtigt werden. Auch die Ärzte am
Transplantationszentrum müssen auf den Vorschlag von Eurotransplant warten.
„Wir haben einen neue Lunge für Sie!“
Diesen Anruf vom Transplantationszentrum wünscht sich jeder
Betroffene auf der Warteliste sehnlichst herbei. Er muss dann sofort in die
Klinik aufbrechen. Den Transport organisiert das Transplantationszentrum,
häufig mit dem Krankenwagen manchmal sogar mit dem Hubschrauber. Noch während
der Patient ins Transplantationszentrum fährt, prüfen die Ärzte die Qualität
des Spenderorgans.
Nicht selten stellen sie dabei fest, dass die neue Lunge beschädigt
ost und nicht verpflanzt werden kann. Bei solch einem „Fehlalarm“ hat sich der
Patient umsonst in die Klinik aufgemacht. Vorteilhaft für den Patienten ist
aber das Kennenlernen der Situation und der Abläufe im Transplantationszentrum.
Beim nächsten Abruf ist die Anspannung meist etwas geringer. Manche Patienten
brechen sogar zweimal vergeblich ins Krankenhaus auf, bevor sie dann
tatsächlich transplantiert werden.
Was geschieht direkt nach der Operation?
Vom Operationssaal aus gelangt der Patient zunächst auf die
Intensivstation. Anfangs erfolgt noch einen maschinelle Beatmung, und
Wundsekrete werden über Schläuche abgeführt. Der erste Atemzug mit der neuen
Lunge ist für viele Transplantierte ein ganz besonderes Erlebnis.
Wenn alles
gut geht, kommt man schon in der ersten Woche wieder auf „normale“ Station, und
wenn keine Schwierigkeiten auftreten, dauert der Krankenhausaufenthalt selbst
nur etwa drei Wochen. Bei Komplikationen kann sich der Aufenthalt auf der
Intensivstation und in der Klinik jedoch über Wochen manchmal sogar Monate
hinziehen.
Man sollte einen guten Verlauf als ein Geschenk betrachten du
sich nicht drauf versteifen, dass alles glatt geht und man einen Monat nach der
Transplantation schon wieder daheim ist.
Wie sieht die Behandlung nach der Lungentransplantation aus?
Damit das Immunsystem das neue Organ nicht als „fremd“
erkennt und es abstößt, verordnen die Ärzte Medikamente, die die Körperabwehr
unterdrücken. Die meisten Transplantat-Empfänger nehmen drei verschiedene
Substanzen ein. Aufgrund der Immunsuppression kommt es schneller und häufiger
zu Infektionen durch Bakterien, aber auch durch Pilze und Viren. Aus diesem
Grund werden Medikamente gegen diese Erreger bereits direkt nach der Operation
eingesetzt.
Die Mukoviszidose selbst bleibt nach der Lungentransplantation
bestehen, so dass Medikamente wie Enzympräparate weiterhin eingenommen werden
müssen. Alles in allem unterscheidet sich die Menge der eingenommenen
Medikamente kaum von der Zeit vor der Operation.
Allerdings wird die
Physiotherapie einfacher, denn die Spenderlunge produziert keinen zähen
Schleim, der herrausgebracht werden muss. Wie bereits erwähnt, kann je nach
Entkräftung und Auszehrung vor der Transplantation der körperliche Erholungsprozess,
insbesondere der Muskelaufbau, sich lange hinziehen. Körperliches Training und
gute Ernährung sind daher vor und nach der Transplantation von großer
Bedeutung.
Welche Kontrolluntersuchungen erfolgen?
Um die gute Funktion der Spenderlunge sicherzustellen und
mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen, müssen sich Transplantierte
regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterziehen. Diese erfolgen teilweise am
Zentrum und teilweise in der Muko-Ambulanz, die in enger Absprache mit den
Spezialisten zusammenarbeitet. Spiegellungen der Lunge (Bronchoskopie) mit
Entnahme von Gewebeproben sind für die meisten Betroffenen die unangenehmsten
Untersuchungen. Auch Lungenfunktionstests, Röntgenbilder der Lunge und Computertomografien
(CT) werden in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Da es bei Einnahme mehrerer
Präparate nicht selten zu Wechselwirkungen zwischen den Substanzen kommt, kontrollieren
die Ärzte die Blutspiegel bestimmter Medikamente, um eine optimale Wirkung der
Behandlung sicherzustellen.
Welche Probleme können nach der Transplantation auftreten?
Unmittelbar nach der Operation muss die Spenderlunge gut
durchblutet werden, damit das Gewebe gesund bleibt. Als lebensgefährliche
Komplikation gilt daher die schwere Durchblutungsstörung der Spenderlunge
verbunden mit einem Sauerstoffmangel. Eine andere gefürchtete Komplikation ist
die akute Abstoßung des Organs. Diese Gefahr kann auch durch die Einnahme von
Medikamenten nicht immer vollständig verhindert werden. Die Ärzte fahnden daher
sorgfältig nach möglichen Zeichen der Abstoßung und behandeln sofort mit
wirksamen Medikamenten.
Als späte und chronische Form der Abstoßungserkrankung
entwickelt sich bei den meisten Betroffenen ein Bronchiolitis obliterans
Syndrom (BOS). Es beeinträchtigt die körperliche Belastbarkeit, äußert sich in
zunehmenden Husten und in Sauerstoffmangel. Diese chronische Abstoßung des
Lungentransplantates tritt meinst erst Jahre nach der Transplantation auf, im
Durchschnitt bei 50% der Betroffenen nach 5 Jahren. Die therapeutischen
Möglichkeiten bei BOS sind leider nach wie vor sehr eingeschränkt.
Wenn Medikamente nicht mehr ausreichend helfen und die
chronische Abstoßung weiter fortschreitet, kann man eine zweite Transplantation
in Erwägung ziehen.
Im Laufe der Zeit können einige der notwendigen Medikamente
Stoffwechselvorgänge im Körpfer beeinträchtigen. Transplantierte haben daher
häufiger als andere Mukoviszidosepatienten eine Zuckerkrankheit, einen
Bluthochdruck, eine Osteoporose oder Fettstoffwechselstörungen. Auch erhöhte
Raten von Nierenversagen und von Krebserkrankungen sind bekannt. Drei bis fünf
Jahre nach der Operation haben rund 60% der noch lebenden Transplantatempfänger
mindestens eine dieser Störungen. Anders ausgedrückt, ist nur etwa ein Drittel
der ursprünglich Transplantierten nach drei Jahren noch am Leben und hat keine
einzige dieser Komplikationen.
Was geschieht, wenn es einem wieder schlechter geht?
Trotz großer Fortschritte in der Transplantations-Nachsorge
haben die Mediziner das Problem der
chronischen Abstoßung der Lunge noch nicht richtig im Griff. Bei den
meisten Empfängern geht daher mit den Jahren immer mehr Lungengewebe zu Grunde.
Bei weit fortgeschrittener chronischer Abstoßung ist der Betroffene ähnlich
schwer krank wie vor der Transplantation. Dann schlagen die Ärzte eventuell
einen zweite Transplantation vor.
Je nach Transplantationszentrum sind etwa 5% bis 8% der
Transplantationen Zweit-Transplantationen wegen Bronchiolitis obliterans
Syndrom. Die Erfolge ähnelten denen nach Erst-Transplantation.
Wie normal ist das Leben nach der Transplantation?
Wieder richtig Luft zu bekommen und aus vollen Zügen atmen
zu können, beschreiben Transplantierte als wunderbare Erfahrung. Mit der Zeit
können sie Bereiche wieder erobern, die ihnen Jahre lang verschlossen waren.
Viele Transplantierte üben auch ihren Beruf wieder aus.
Auch die Beziehung zu Freunden und Angehörigen, die einen
bisher unterstützt haben, kann einen Veränderung erfahren. Weil man fitter und
selbstständiger ist, braucht man weniger Fürsorge. Vor allem für Eltern kann es
– ähnlich wie beim Übergang ins Jugendalter – eine Herausforderung sein, dieser
neu erstarkten Autonomie und Unternehmungslust mit Wohlwollen statt mit Skepsis
zu begegnen.
Ist man nach der Lungentransplantation noch „dieselbe Person“?
Mit der Transplantation ist ein Organ einer fremden Person
zum lebenswichtigen Bestandteil des eigenen Körpers geworden. Viele
Organtransplantierte beschäftigt früher oder später die Frage, ob von diesem
Organgeschenkt etwas auf die eigene Person übergegangen ist, ob man noch
dieselbe Person ist wie vorher.
Dass die existenzielle Grenzerfahrung Organtransplantation
spurlos an einem vorbeigehen sollte, ist für sich genommen unrealistisch. Auch
andere „markerschütternden“ Ereignisse hinterlassen ihre Spuren und prägen uns,
so dass wir nachher nicht mehr dieselben sind wie vorher. Man denke an schwere
Unfälle oder unerwartet Schicksalsschläge. Sogenannte „posttraumatische
Belastungsstörungen“ sind als Folgen vielfach beschreiben, und die Rate solcher
Ereignisse ist bei Transplantierten erkennbar erhöht.
Die Frage, ob man nach der Transplantation noch der- oder
dieselbe ist, zielt nicht nur auf den existenziellen Aspekt.
Das Besondere ist ja, dass man einen Verbindung mit dem
Fremden eingeht, indem man fortan durch dessen Lunge ein- und ausatmet! Auch
wenn es so scheinen kann, als seinen Organe nur kleine Maschinen, die man bei
Bedarf austauschen kann, bleibt für viele Transplantierte doch die Frage
lebendig, was diese Organe in ihnen bewirken. Man muss sich solcher Gedanken
weder schämen, noch sie verscheuchen. Die
Lunge als „zu einem selbst gehörig“ zu empfinden ist oftmals ein längerer
Prozess, der mitunter erst eine Weile nach der Transplantation überhaupt erst
spürbar wird und der auch nicht notwendig geradlinig verläuft, sonder ein Auf
und Ab aufweist.
Quelle: NOVARTIS
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Danke für dein Kommentar... dickydackel