Freitag, 23. Dezember 2016

Ich musste ich ihn gehen lassen... meinen Starken Kerl


Mir fehlen die Worte, denn damit habe ich so kurz vor Weihnachten nicht gerechnet, das ich noch so eine Entscheidung treffen muss.







Vor 16 Jahren am 6.10.2000 trafen wir zum ersten mal zusammen. Du Stands auf der Weide, zwischen all den anderen. Eher unscheinbar und etwas abgemagert. Du warst zu verkaufen, weil du kein Touristen Pferd werden konntest. Du hattest eine Macke, die für Anfänger lebensgefährlich werden würde.

Jim in Dänemark am 6.10.2000

Unser erster gemeinsamer Ausritt
Wir haben unseren allerersten Ausritt zum Strand in Dänemark gemacht. Auf dem Weg durch die Dünen gab es mehrere Stellen an dem du einfach Umdrehen wolltest. Die Reitlehrerin sagte mir aber rechtzeitig bescheid, so das ich immer Reagieren konnte. Und ich dich nicht abhauen, lies. Dann ging es über die Düne zum Meer runter. Man sagte mir, dass du nicht ins Meer gehst. Aber die anderen schon. Wir haben es allen gezeigt, wir beiden standen im Meer und nicht die anderen. Da war mir und dir klar, wir gehören zusammen. Wir hatten uns nicht wirklich gesucht aber trotzdem doch gefunden. Du kamst mit nach Deutschland, 10 Stunden sind wir nach Hause gefahren. Dann musstest du das erste mal in deinem Leben in eine Box. Das gefiel dir nicht, aber du hast gut angenommen und warst über Jahre glücklich da. Meine Lebenssituation änderte sich und wir mussten ein paar mal gemeinsam den Stall wechseln. Bis wir dann in Südkirchen standen, wo es mir selbst schon gesundheitlich so schlecht ging, das ich auf der Liste stand für eine neue Lunge. Ich wusste damals nicht, ob ich das alles je überleben werden. Ob wir das alles zusammen packen würden. Dann kam die Transplantation bei mir und du warst gut versorgt. So das ich mich in aller Ruhe erholen konnte. Du merktest schnell, als ich wieder da war, dass es mir wieder gut ging. Und nun wolltest du das ich mich wieder alleine um dich kümmer. Das hast du eindeutig in deinem Verhalten zu den Reitbeteiligungen gezeigt. Mir blieb nur die Wahl zwischen, dich verkaufen oder umstellen. Zum Glück lass ich die Anzeige von dem Offenstall. In dem du bis gestern glücklich standst. Wir zogen um, während ich sogar eine Lungenentzündung hatte. Es war mir in dem Moment egal, ich wollte das es dir auch wieder besser geht. Am neuen Stall hast du dich schnell gut eingewöhnt. Du hattest am Anfang zwei Stuten mit in deiner Gruppe. Später wart ihr nur noch zu zweit. Aber Birka, deine große Liebe, war Schwanger und erwartet im April 2014 ihr Fohlen. Der Luke kam am 20.4.14 zur Welt und du warst dabei. Leider wurde Luke verletzt, so das er vier Wochen als Fohlen in der Klinik verbringen musste. In der Zeit warst du in der Box vorne bei den anderen beiden untergebracht. Du warst ganz aufgebracht, weil du nicht bei Birka sein konntest. Dann aber als die Wiese endlich öffnete, durfest du zu Birka und ihrem kleinen Luke. Die erste Woche durfte Luke nicht zu dir aber Birka Vertraute dir sehr schnell und war froh das sie den kleinen Racker auch mal ein paar Minuten aus den Augen lassen konnte. Denn sie wusste das er bei dir sicher ist. Luke und du ihr seit gemeinsam älter geworden. Du warst für Luke ein echter Papa! Irgendwann kam der Zeitpunkt da musste Birka gehen. Birka geht es jetzt gut, da wo sie jetzt ist, im neuem Stall. Du und Luke habt nun die Zeit zu zweit verbracht. Bis zum Sommer 2015, dann kam ein neuer Kumpel zu euch. Er dauerte ein paar Wochen, bis ihr euch angefreundet hattet. Aber irgendwie war diese Gruppe nicht das Richtige. Du wurdest aus deiner Hütte im Hochsommer rausgejagt. Und das wo du doch immer nur Schatten wolltest, weil das blöde Sommerexzem dich genervt hat. Später dann im Winter im Offenstall, war es so, das du nicht mehr in den Stall durftest. Du musstest draußen schlafen, hattest Angst in den Stall zu gehen. Du wurdest gebissen und bist vor Panik abgehauen. Da habe ich für dich einen neuen Stall gesucht, weil ich dich nicht leiden lassen wollte. Die Besitzerin von dem Kumpel war so einsichtig und ging mit ihm. Dann kehrte wieder ruhe ein. Ihr zwei wart wieder glücklich. Im Sommer 2016 kam der nächste neue Kumpel, diesmal dauerte es etwas länger, bis er auch nur ansatzweise in eure Zweier Gruppe gehörte. Zum Ende der Zeit standet ihr aber alle drei in der Hütte. Bis es dann im Winter wieder in den Offenstall ging. Nun warst du derjenige, der den anderen immer vor die Tür setzte. Der ihn nicht in den Stall ließ. So das für den anderen ein Unterstand draußen gebaut wurde. Trotzdem hast du ihn nicht in ruhe gelassen, besonders beim Futter nicht. Da kanntest du keine Freunde mehr. Du warst der verfressenste Kerl, den ich kannte. Nun kam es so, das der andere eines morgens mit Verletzungen im Stall stand. Er musste getackert werden und ab den Tag an, durfte er nicht mehr zu euch. Zwei Tage später am Sonntag 18.12. sind wir beiden als Weihnachtsmann verkleidet zu einer Kinderweihnachtsfeier gelaufen. Die Kinder hatten ihre helle Freude an dir. Jeder durfte auf dir Reiten. Als sie dir zum Dank Möhren gaben, hast du sie nicht gefressen. Da habe ich mich gefragt war mit dir ist? Hast du Zahnschmerzen?


Am 30.10.2005 in Handorf (Münster)
Wir gingen zurück zum Stall und du hingst wie ein Schluck Wasser in der Kurve da. Ganz untypisch für dich. Du wolltest noch nicht mal mehr dein Futter fressen. Ich stellte dich in den Stall, wo du dich direkt hingelegt hast. Da war mir klar, du hast eine Kolik (Bauchschmerzen). Wir ließen den Tierarzt kommen. Du bekamst Schmerzmittel und was zum Entkrampfen. Und dann musstest du in die Box, neben den anderen, der ja Verletzt war. Das war dann wohl dumm gelaufen. Du fandest die Box schrecklich und machtest nur Terror darin. Ich bin an dem Abend noch zwei mal gekommen um mit dir spazieren zu gehen. T. und S. haben es in der Nacht mit dir gemacht. Am nächsten morgen ging es dir nicht wirklich besser. Ich lies dich wieder zu Luc und du legtest dich erneut direkt wieder hin. Also rief ich wieder den Tierarzt. Wieder Spritzen und dir in Popo fassen. Du hast wieder eine Kolik, aber wohl auch eine Magenschleimhautentzündung. Somit ging es für dich direkt wieder in die Box, du durfest Nix fressen. Am Dienstag bekamst du 3 x am Tag Heukopps eingeweicht. Das mochtest du nicht wirklich. Auch Dienstag gingen wir beiden immer wieder spazieren. Am Mittwoch konnte ich erst gegen 15 Uhr zum Stall kommen. Den Ganzen morgen bekamst du jede Stunde ein bisschen Heu angeboten. Du hast es nur sehr zaghaft gefressen. Als ich da war, stellte ich dich zu Luc wieder rüber. Was machst du? Du legst dich wieder hin. Ich machte mir solche Sorgen um dich, ich litt richtig mit dir. Es tat mir im Herzen weh, dich so da liegen zu sehen und dir nicht wirklich helfen zu können. Ich wollte dich erlösen von den Schmerzen. Aber die Tierärztin sah es anders und meinte es geht dir noch zu gut, um dich zu erlösen. Die gab dir am Mittwochabend erneut spritzen gegen Schmerzen und entkrampfen. Die Nacht ging irgendwie rum, am Donnerstag morgen als ich um 9 Uhr bei dir war, standest du auf dem Sandplatz und wieherst mich an. So als ging es dir besser. Ich gab dir ein bisschen Heu, was du auch ein bisschen gefressen hast. Aber nicht so, wie ich dich kannte. Ich rief erneut die Tierärztin an, die mich ernsthaft fragte, ob sie kommen soll. Oder ob es nicht reicht, wenn ich mit dir laufen gehen. Ich bestand darauf das sie kommt. Sie kam und meinte wieder, du siehst gut aus. Sie machte diesmal eine Magenspülung. Ich wollte das sie dich erlöst. Sie sagte mir immer noch, dass es dir zu gut geht. Ich kann dich erschießen lassen und als Futter im Zoo verfüttern lassen. Das war meine Alternative. Das aber war nicht die Vorstellung, wie ich dich gehen lassen wollte. Sie gab dir wieder Schmerzmittel und was zum Entkrampfen. Ne Stunde später lagst du wieder nur im Stall. Du hattest Schmerzen ohne ende. Nun endschloss ich mich, mit dir in die Klinik zu fahren, den deine Schleimhäute wurden schon gelb. Was ja auch ein Leberversagen hindeutet.
  
Du gingst toll auf den Hänger, aber die Fahrt über hast du echt unruhig gestanden. Wahrscheinlich weil du vor Schmerzen nicht stehen konntest. In der Tierklinik angekommen, wurde dir als erstes Blut abgenommen, dann wurde dir wieder in den Popo gefasst. Dabei fühlte die Tierärztin einen großen Ball in deinem Körper, der da nicht hingehörte. Sie machte noch mal ein Ultraschall, um es genau zu sehen. Anschließend wurde noch mal in deinem Magen geschaut. Dein Magen war furz leer, deine Blase war leer und Stuhl hattest du auch keinen mehr im Darm.
  
Die Blutwerte zeigten das deine Leber Werte fast um das 3 Fache erhöht waren. Mir war klar, das du das hier nicht mehr schaffen wirst. Es wurde noch ein Ultraschall vom Bauch gemacht, dazu mussten sie dir dein dickes Fell am Bauch noch Scheren. Was nicht so leicht war, für die armen Mädels da. Aber du hast alles über dich ergehen lassen. Du warst so ein lieber Kerl bei den ganzen Untersuchungen. Ich glaube du wusstest, was wir dir helfen wollten. Du hast seit Sonntag nicht mehr richtig gefressen und getrunken. Was für ein Pferd wie dich nicht gut ist. Du fängst dann an zu übersäuern.









 
Die Tierärztin redetet ganz offen mit mir und sagte, dass sie keine Chance mehr für dich sieht. Das sie dich gehen lassen würde. Wenn ich es denn wollte. Ganze Ehrlich, mein lieber Jim, ich wollte dir endlich die Schmerzen nehmen. Ich wollte das du endlich Ruhe hast. Ich entschloss mich, dich noch an dem Abend über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen.
  
Du bekamst noch einen Zugang, über den du die letzten Spritzen bekamst. Bevor du aber gehen durftest, habe ich dir noch zwei Möhren geben, damit du wenigsten mit einem Möhren Geschmack im Maul von uns gehst. Du hast sie mit Hingabe gefressen. Wenigstens das!
  
Wir gingen raus auf ein Stück Wiese, dort durftest du auch noch mal Grasen. Was du auch versucht hast. Dann bekamst du eine Schlafspritze und du wurdest immer unsicherer im Stehen, so das du irgendwann zu Boden gingst. Es sah aus als wolltest du dich hinsetzten, dann legtest du dich auf die Seite. Ich hatte das Gefühl, das du erleichterte warst. Nun kam die letzte Spritze ...

... noch drei mal tief einatmen und deine Seele hat deinen voller schmerzerfüllten Körper verlassen. Ich war bis zum letzten Atmenzug bei dir mein Junge. Ich bin so dankbar, das ich dich auf diesem schweren Weg begleiten durften. Ich hatte immer Angst, das ich vor dir gehe. Aber so ist es mir lieber.


Mach es gut mein alter Junge. Wir waren ein unzertrennliches Team. Du warst für mich der Fels in der Brandung, bei dir konnte ich abschalten und Kraft tranken. Du wirst mir auf ewig in meinem Herzen bleiben und für immer fehlen.
Jim du wirst so vielen Menschen fehlen, die dich kannten. Du hast einen bleiben eindruck hinterlassen. Ich danke dir für die schöne Zeit mir dir!
  
... irgendwann sehen wir uns wieder und dann Reiten wir über die Wolken ...
  
Ruhe in Frieden mein Döner!!!!

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Danke für dein Kommentar... dickydackel