Die Entscheidung für oder gegen eine Transplantation
Bei
fortgeschrittener Grunderkrankung wird der behandelnde Arzt das Gespräch auf
eine Transplantation lenken, um dem Patienten eine weitere
Behandlungsalternative aufzuzeigen. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile
trifft der Patient zusammen mit dem behandelnden Arzt die Entscheidung für oder
gegen eine Transplantation. Sein Arzt wird ihm mit Rat zur Seite stehen. Es
kommt immer wieder mal zu einer Ablehnung einer Transplantation, wenn für den
Betroffenen die Nachteile der Transplantation die Vorteile überwiegen oder er
sich der psychischen oder physischen Belastung nicht gewachsen sieht. Genauso
kann aus medizinischer Sicht einer Transplantation nicht zugestimmt werden.
Bösartige Krebserkrankungen, stark verkalkte Gefäße, akute oder chronische
Infektionen, Nachweis von HIV, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch sind
genannte Kontraindikationen, die gegen eine Transplantation sprechen.
Das
Transplantationszentrum wird vom behandelnden Arzt über akute Erkrankungen, wie
zum Beispiel fieberhafte Infekte, Herzinfarkt, Lungenembolie, Depressionen oder
eine erhebliche Verschlechterung des Allgemeinzustands, informiert und meldet
der Vergabestelle Eurotransplant, dass der Patient vorübergehend nicht zu
transplantieren ist. Nach der Genesung erfolgt umgehend die Meldung, dass der
Patient jetzt wieder für eine Transplantation zur Verfügung steht.
Voraussetzungen
für eine Transplantation
Die
Durchführung einer Transplantation ist an das Ergebnis verschiedener
Untersuchungen geknüpft. Hierbei sollen gesundheitliche Risiken erkannt werden,
die den Erfolg einer Transplantation gefährden können. Wesentlich ist auch ein
guter Allgemeinzustand des Patienten – die Transplantation ist eine strapaziöse
Operation, die dem Betroffenen eine gute körperliche Verfassung abverlangt. Die
erforderlichen Untersuchungen werden vom behandelnden Arzt durchgeführt bzw.
koordiniert. Der Allgemeinzustand des Patienten kann anhand der
Herz-Kreislauf-Situation beurteil werden. Dazu wird ein EKG, ein Langzeit EKG,
in manchen Fällen auch ein Belastungs-EKG geschrieben. Eine Röntgenuntersuchung
des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) ist erforderlich, um eine mögliche
Überwässerung der Lunge zu erkennen. Blut- und Urinuntersuchungen geben
Aufschluss über Infektionen und Tumorerkrankungen. Magen- und Dickdarmspiegelungen
sowie Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums zeigen Erkrankungen an den hier
lokalisierten Organen. Zahnarzt und Hals-Nasen-Ohrenarzt sollten klären, ob
Entzündungsherde vorhanden sind, und diese gegebenenfalls behandeln. Zahnbehandlungen sind vor der Transplantation
abzuschließen: Die natürlicherweise in der Mundhöhle vorkommenden Bakterien
können im Rahmen einer Wurzelbehandlung oder der Entfernung von Zahnstein in
die Blutbahn gelangen. Bei Menschen, die das Immunsystem unterdrückende
Medikamente, so genannte Immunsuppressiva, einnehmen, können sich Bakterien besonders
schnell vermehren und damit das neue Organ gefährden. Frauenarzt, Urologe und
Hautarzt führen Untersuchungen auf mögliche Tumorerkrankungen durch.
Sind alle
erforderlichen Untersuchungen abgeschlossen, werden die Ergebnisse
zusammengetragen und an das Transplantationszentrum weitergeleitet. Bei einer
persönlichen Vorstellung des Patienten im Transplantationszentrum können
weitere Untersuchungen möglich sein. Ein Ärzteteam trifft abschließend die
Entscheidung, ob ein Patient auf die Warteliste genommen wird.
Immer wieder
stellt sich die Frage, bis zu welchem Alter ein Organ gespendet und
transplantiert werden kann. Das vor einigen Jahren ins Leben gerufene
Europäische Senior Programm (ESP) gibt eine Antwort, indem es mit gutem Erfolg
die Nieren von Spendern über 65 Jahren an gleichaltrige Empfänger vermittelt. Dadurch
kam es zu einer erheblichen Verkürzung der Wartezeit für ältere Empfänger.
Anmeldung
zur Transplantation
Haben alle
Untersuchungen keine Gründe ergeben, die eine Transplantation ausschließen
würden, erfolgt eine Meldung des Transplantationszentrum an das Eurotransplant
Zentrum mit Sitz in Leiden/Niederlande.
Im
Zentralcomputer dieser Institution werden alle potenziellen Organempfänger und
deren individuelle Merkmale (Blutgruppe, bestimmte Gewebemerkmale, Größe,
Gewicht) gespeichert. Neben diesen Daten gibt das Transplantationszentrum, das
den Patienten zur Transplantation anmeldet, noch an, wie dringlich eine Transplantation
erforderlich ist.
Es stehen
hierfür vier Kategorien zur Auswahl:
- · Sehr dringlich (high urgency, HU).
- · Dringlich (special urgency, SU).
- · Transplantabel (T).
- · Zur Zeit nicht transplantabel (NT).
- Bei Lungenwartepatienten gilt der LAS Score
Bei
Eurotransplant stehen die potenziellen Empfänger aus Deutschland, Niederlande,
Belgien, Luxemburg, Österreich und Slowenien auf der Warteliste. In dringenden
Fällen besteht durch die länderübergreifende Kooperation eher die Möglichkeit,
ein lebensrettendes Organ zu finden.
Vergabe von
Spenderorganen
Wenn Eurotransplant
ein Spenderorgan gemeldet wird, so überprüft der Computer die größtmögliche
Übereinstimmung der Gewebemerkmale zwischen Spender und Empfänger. Bei Herz-
und Lebertransplantation müssen auch die Größe und das Gewicht des Spenders mit
dem des Empfängers übereinstimmen. Für die Empfängerauswahl werden neben
Gewebeauswahl und Dringlichkeit noch weitere Faktoren berücksichtigt. Auf der
Warteliste zur Transplantation erhalten Kinder und diejenigen, die schon lange
auf ein Organ warten, einen Zeitbonus. Die Wartezeit beginnt für
Dialysepatienten zum Beispiel mit der ersten Dialyse und wird bei der
Organvergabe mit 30 Prozent berücksichtigt.
Je geringer
die räumliche Entfernung zwischen Spender und Empfänger ist, desto höher ist
die Chance für ein gutes Transplantatüberleben. Grund dafür ist, dass bei einer
kurzen Transportzeit das Transplantat nur für eine kurze Zeit aus einem
Blutkreislauf ausgekoppelt wird. Daher wird die räumliche Entfernung von
Spender und Empfänger ebenfalls berücksichtigt.
Patienten
mit einem seltenen Gewebetyp haben statistisch gesehen eine geringere Chance,
ein Transplantat zur erhalten. Damit sie überhaupt die Möglichkeit haben, bei
der Organvergabe berücksichtig zu werden, wird eine mittlere Übereinstimmung
der Gewebemerkmale bereits als günstig angenommen (genetische Chance).
Ein weiterer
Faktor, der die Organvergabe mit beeinflusst, ist das Spendenaufkommen in den teilnehmenden
Staaten. Hiermit soll sichergestellt werden, dass ein Land nicht mehr Organe
erhält, als es selbst einbringen kann. Dieses Kriterium trifft in besondere
Weise Deutschland mit seiner geringen Bereitschaft zur Organspende.
Organspender
Zur Transplantation
freigegeben werden nur Organe von kurz zuvor verstorben Menschen, die an einem
irreversiblen Hirnfunktionsausfall (Hirntod) verstorben sind. Bei Leber und
Niere sind auch so genannte Lebendspenden möglich, das heißt, Verwandte und
unter bestimmten Bedingungen auch nicht Verwandte mit übereinstimmenden
Gewebemerkmalen können auf freiwilliger Basis ein Organ spenden. Das 1997
verabschiedete Organspendegesetzt besagt, dass, wenn der Verstorbene keine
Erklärung in Form eines Organspendeausweises abgegeben hat, Angehörige darüber
entscheiden können, ob die Organe für eine Transplantation zur Verfügung
stehen.
Sensationsmeldungen
über Organhandel und Transplantationstourismus haben nicht unbedingt dazu
beigetragen, die Spendenbereitschaft zu erhöhen. Hinzu kommt, dass in vielen
Köpfen die Furcht besteht, dass Organe aus einem noch lebenden Menschen
entnommen werden könnten. Dabei ist die Organentnahme streng geregelt. Nur wenn
der Hirntod zweifelsfrei von einem erfahrenden und unabhängigen Ärzteteam
festgestellt wurde, das nicht an der Transplantation beteiligt ist, kann ein
Organ zur Transplantation freigegeben werden. Als Hirntod wird der total und
unwiederbringliche Funktionsausfall des Gehirns bezeichnet. Diese schwere
Schädigung führt in kürzester Zeit zu einem Atem- und Kreislaufstillstand. Für
eine begrenzte Zeit können verschiedene Körperfunktionen mit Maschinen und
Medikamenten (so genannten intensivmedizinsichen Maßnahmen) aufrechterhalten
bzw. der Funktionsverfall von Herz, Lungen, Nieren und Leber verlangsamt
werden. Dieser so künstlich am Leben gehaltende Mensch ist unwiderruflich tot.
Intensivmedizinische
Maßnahmen werden, wann immer möglich, bei einem potenziellen Organspender
durchgeführt, um die Funktionsfähigkeit des Transplantats so lange wie möglich
zu gewährleisten.
Wenn der
Anruf kommt
Wenn der
erwartende Anruf kommt, dann sollten Sie sich so schnell wie möglich auf den
Weg zu ihrem Transplantationszentrum machen. Nicht selten erfolgt die
Benachrichtigung nachts: Halten Sie deshalb eine Tasche mit den notwendigen Dingen
für einen Krankenhausaufenthalt bereit. Hilfreich ist, die Nummer desjenigen,
der Sie zum Transplantationszentrum fahren soll, im Telefon zu speichern.
Informieren
Sie sich im Vorfeld, welches Taxi auch nachts zu Ihnen kommt. Je schneller das
neue Organ transplantiert werden kann, desto größer sind die Aussichten auf
eine erfolgreiche Transplantation.
Wichtig ist,
dass Sie nach Erhalt des Anrufes nichts mehr essen und trinken, auch auf
Kaugummis und Nikotin sollten Sie verzichten. Die Operation kann nur im
nüchternen Zustand durchgeführt werden.
Der
Countdown läuft
Zeitgleich
werden im Transplantationszentrum alle Vorbereitungen für die Transplantation
getroffen. Wenn Sei in der Klinik angekommen sind, wird ihnen Blut abgenommen,
um die aktuellen Laborwerte zu bestimmen und mögliche Infektionen zu erkennen.
Aus Sicherheitsgründen wird noch einmal Ihre Blutgruppe bestimmt.
Zusätzlich
wird Ihr Blut mit den Zellen des Spenderorgans in Kontakt gebracht. Bei diesem
so genannten Cross-Matsch wird überprüft, ob ihr Körper Antikörper gebildet hat,
die das neue Organ sofort abstoßen würden. Wenn dem Transplantationszentrum eine aktuelle
Blutprobe vorliegt und bei der letzten Untersuchung keine Antikörperbildung
gegen immunologische Merkmale vorlag, kann eine eingefrorene Blutprobe
verwendet werden, die vierteljährlich erneuert wird.
Eine
Röntgenuntersuchung das Brustkorbes gibt Auskunft über den Zustand der Lunge,
zur Bestimmung der aktuellen Herzfunktion wird ein EKG geschrieben. Bei
Patienten, die eine neue Niere bekommen sollen, ist unter Umständen noch eine
Dialysebehandlung erforderlich. Wenn bis hierher nichts gegen eine
Transplantation spricht, geht es weiter mit den Operationsvorbereitungen.
Ein Arzt
wird Sie über die anstehende Narkose informieren. Bei allen Operationen im
Bauchbereich wird der Darm mit einem Einlauf oder einer Trinklösung gereinigt.
Diese Routinemaßnahme dient der Reduzierung von Bakterien, die eine
erfolgreiche Transplantation gefährden können. Aus diesem Grund erfolgt
eventuell auch eine Hautrasur im Bereich der Operationsstelle. Sie erhalten
einen Venenkatheter, über den die Ärzte notwendige Substanzen, zum Beispiel Narkose,
spritzen können. Bevor die Operation beginnt, wird der Chirurg Sie über den
Ablauf der Transplantation informieren.
Niere:
Bei einer
Nierentransplantation wird nur eine neue Niere eingesetzt. Die eigenen Nieren
werden meistens nicht entfernt, da dieser Eingriff die Dauer der Operation
deutlich verlängern würde und den Transplantationserfolg beeinträchtigen
könnte. Wie immer gibt es Ausnahmen von der Regel: Zystennieren werden
entfernt, weil sie Krebs auslösen können. Wurde der Patient schon einmal
transplantiert, so wird eine alte Niere unter Umständen entfernt.
Leber:
Im Rahmen
der Operation wird die alte Leber in der Regel herausgenommen. Die Gallenblase
des neuen Organs wird vor der Transplantation entfernt, damit es im späteren
Verlauf nicht zu Komplikationen (zum Beispiel Durchblutungsstörungen,
Entzündungen) kommt, die sich negativ auf das Transplantat auswirken. Nicht
immer wird eine neue Leber transplantiert: Je nachdem, wie groß der Empfänger
ist (Kind, kleiner Erwachsender), wird die Leber entsprechend verkleinert bzw.
nur die linke oder die rechte Hälfte verwendet.
Bauchspeicheldrüse:
Eine neue
Bauchspeicheldrüse (Pankreas) erhalten bislang nur Typ-1-Diabetiker, denen
gleichzeitig eine neue Niere eingepflanzt wird. Im Rahmen der Operation wird
erst die neue Niere und dann die Bauchspeicheldrüse eingesetzt. Die eigenen
Organe werden nicht entfernt.
Herz:
Nachdem das
Herz freigelegt wurde, wird der Empfänger an eine Herz- Lungen- Maschine
angeschlossen, die für die Dauer der Operation die Funktion dieser Organe
übernimmt. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Körper des Empfängers
mit sauerstoffangereichertem Blut versorgt wird. Wenn die Funktion des neuen
Herzens ausreichend ist, wird der Körper schrittweise von der Maschine
entwöhnt. Erst dann wird der Brustkorb wieder verschlossen.
Lunge:
Bei der
Lungentransplantation werden, je nach Grunderkrankung, ein oder zwei
Lungenflügel ersetzt. Während der Operation wird der Patient über den
verbliebenen Lungenflügel beatmet. Kommt es zu einer Herz- Lungen –
Transplantation, dann wird der Patient an die Herz- Lungen- Maschine
angeschlossen. Nach der Operation wird der Patient so lange künstlich beatmet,
bis die neue Lunge ihre Funktion wieder aufnimmt.
Die Tage
danach
Alle
Patienten kommen nach der Transplantation auf die Intensivstation, damit sie
bzw. die Funktion ihres neuen Organs rund um die Uhr überwacht werden können.
Quelle:
Novartis Pharma GmbH www.novartistransplantation.de
gute Übersicht! so bekommt man ein wenig Information über verschieden Transplantationen.
AntwortenLöschenich habe viel von http://www.meinetransplantation.at/ erfahren und mich intensiv damit beschäftig, da ich das ein sehr interessanten Thema finde. gerade deswegen, weil es auch so heikel ist, sollte man mehr darüber lernen und wissen, falls man mal betroffen ist, sei es aus erster Hand oder ein Familienmitglied, wie man am besten damit umgeht und was genau geschieht.